Ethik
In der Ethik geht es um das Problem des menschlichen Handelns. Im Zentrum steht die Frage, wie der Mensch handeln soll (normative Ethik), bzw. was allgemein als moralisch gut angesehen wird (deskriptive Ethik). Die Frage ist, ob durch die deskriptive Ethik überhaupt noch allgemeine Prinzipien abgeleitet werden können. Die Frage ist auch, ob der Mensch des 21. Jahrhunderts sich in Bezug auf sein Handeln überhaupt für etwaige allgemeine Normen interessiert.
In den folgenden Beiträgen wird davon ausgegangen, dass jeder individuelle Mensch in der Lage ist, in seinem Handeln eine immer neue Ethik zu finden. Diese immer neue, individuelle Ethik bezieht sich auf einen allgemeinen moralischen Rahmen, der im Wesentlichen durch das positive Recht beschrieben wird. Die Frage der Ethik setzt sich daher aus drei Teilfragen zusammen: 1. Die Frage nach der Erkenntnis. 2. Die Frage nach dem Willen. 3. Die Frage, wie Erkenntnis sich in den Willen fortsetzen kann. Ohne den Anspruch, diese zentrale Menschheitsfragen beantworten zu können, soll das Problem der Ethik in den folgenden drei Artikeln nach diesen Punkten behandelt werden. Ich freue mich auf die Diskussion zu diesem Thema!!
max
Ethik III: Reality Bites
„Die Wüste wächst: weh Dem, der Wüsten birgt!“[1]
Wo findet sich der sich zum „aus sich rollenden Rad“ befreite Mensch wider? Ist er im Paradies und das Drama der Abhängigkeiten ist vorüber? Nein, indem der Mensch in seine eigenen Schuhe steigt nimmt das Drama erst seinen Lauf. Die Wege die er jetzt geht sind seine eigenen Wege. Er schreibt Geschichte – seine Geschichte. Er schreibt sie als Teil einer Gesellschaft die hervorgebracht hat, was er jetzt weiterformt. Er kann nur gestalten, was von dieser Gesellschaft wiederum aufgenommen wird.
Ethik II: Das Individuum
„Aber sagt, meine Brüder, was vermag noch das Kind, das auch der Löwe nicht vermochte? Was muss der raubende Löwe auch noch zum Kinde werden?
Unschuld ist das Kind und Vergessen, ein Neubeginnen, ein Spiel, ein aus sich rollendes Rad, eine erste Bewegung, ein heiliges Ja-sagen.
Ja, zum Spiele des Schaffens meine Brüder, bedarf es eines heiligen Ja-sagens: s e i n e n Willen will nun der Geist, s e i n e Welt gewinnt sich der Weltverlorene.“[1]
Wenn wir uns emanzipieren und weder von der Natur, noch von Vorschriften das Leben diktieren lassen, bleibt uns nichts übrig, als selbst die Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen. Aus dem Vakuum erhebt sich das Individuum. Gesetz und Trieb sind Instanzen, die uns letztlich vor uns selbst entfremden. Das ist unbequem, da es keine Ausreden mehr zulässt. Der Staat als Repräsentant des Gesetzes droht die Verantwortung zu übernehmen: durch Verkehrsregeln, Konsumentenschutz, … Die empirische Naturwissenschaft erklärt uns und unsere Taten zugleich zu Ergebnissen einer logischen Kette von Ursache und Wirkung – uns gibt es garnicht.
Ethik I: Das Vakuum
„Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch.“ (Friedrich Hölderlin)
Die aktuelle Diskussion der Ethik wird durch zwei diametral verschiedene Richtungen bestimmt. Die eine stammt aus der Tradition des deutschen Idealismus mit seinem wichtigsten moralphilosophischen Vertreter Immanuel Kant. Die zweite stammt aus der Tradition des angelsächsisch geprägten Empirismus, als deren wichtigster Vertreter wohl David Hume bezeichnet werden darf.